WR088 Realitätsabgleich: Der Papst

Diesmal reden wir über Flattr und dessen Herrlichkeit, Eltern und deren Ableben, Journalisten und deren Seriosität, Sponsoring und dessen Dilemma und vermutlich auch noch über die eine oder andere Sache.

Aufgrund einer Signalstörung senden wir den Realitätsabgleich am 18. Juli 2012 schon um 10.30 Uhr.

Ohne Toby ginge es nicht. Sein Klingelbeutel hängt hier.

38 Gedanken zu „WR088 Realitätsabgleich: Der Papst

  1. earli

    Das hat aber nichts mit Idealismus und SPD zu tun, sondern ist einfach Opposition.

    In SPD-geführten Kommunen tritt die CDU an die Stelle, die Fußwege für Schulkinder usw. fordert.

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  2. earli

    Das mit dem Lesen der Gesetze geht auch gar nicht, das ESM-Gesetz bekamen die Abgeordneten am späten Abend, Abstimmung war früh am nächsten Morgen.

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  3. panzi

    Hab diesen Podcast genau hinter Tim’s letzten News of the World in meiner Playlist: Tim sagt: Good bye. Holgi sagt: Es ist furchtbar, naja.
    lol

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  4. earli

    Aller guten Dinge sind drei:

    Selektive Recherche gibt es auch bei den Öffentlich-Rechtlichen. Diese Doku namens “System Wiesenhof” hatte ihren Titel “Wie ein Geflügelkonzern Menschen, Tiere und die Umwelt ausbeutet” schon lange vor Recherchebeginn.
    Das wusste Wiesenhof, daher sind die Interviews so komisch, weil die Doku-Macher immer rausschneiden mussten, wenn Wiesenhof-Mitarbeiter fragten, warum denn der Titel schon im voraus feststehe.

    http://www.youtube.com/watch?v=UfM2r9xU514

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    1. Stefan

      Interessanter Beitrag, allerdings ist das natürlich auch wieder Propaganda von einer Seite.

      Ich habe aber leider auch schon kein Vertrauen mehr zu den öffentlich Rechtlichen in diesen Belangen. Ich habe leider bei all diesen Magazinen (panorama, monitor, frontal21, usw.) Lügen und Verfälschungen bei Internet- oder Computerspielethemen mitbekommen. Deswegen denke ich immer wenn ich einen Beitrag in diesen Magazinen sehe, ob das nicht wieder so eine Schwindelei ist.

    2. holgi Beitragsautor

      Das ist das Grundsätzliche Probelm des Journalismus. “Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht”. Und wenn sie dann erwischt werden, geben sie es nichtmal zu.

    3. earli

      Na klar, ich will damit auch nicht sagen, dass Wiesenhof ein sauberes Unternehmen wäre. Jedes Großunternehmen hat natürlich seine schmutzigen Seiten.

      Trotzdem kann ich die Berichterstattung kritisieren. Wenn man den Hintergrund kennt, hat der Beitrag ja trotzdem einen wertvollen Informationsgehalt. Für Fachfremde ist er aber schon irreführend.

      Wiesenhof hat Lieferverträge mit tausenden Bauern, mit Sicherheit gibt es dort auch Tierschutzmissstände, wie sie dargestellt werden. Aber dieser Beitrag lässt nicht gerade vermuten, dass die Macher ein repräsentatives Bild zeigen.

      Es wurde nicht einmal der Versuch gemacht, das Spektrum der deutschen Geflügelwirtschaft von Nord/Süd/Ost/West und Groß- und Kleinbetrieben zu zeigen. Warum stürzt ausgerechnet der SWR bei einem Beitrag über Geflügel ausgerechnet auf ein niedersächsisches Unternehmen, und zeigt dann neben Niedersachsen ostdeutsche Betriebe aus der DDR-Planwirtschaft? In Westdeutschland sind fast alle Bauernhöfe weiterhin Familienbetriebe.
      (Ein Beispiel, das den Unterschied gut demonstriert: Ein Milchbauer in Deutschland hat im Schnitt 46 Kühe. Im Westen 40, im Osten 200.)

      Das hat wohl mehr mit grüner Anthroprosophenpropaganda aus BaWü zu tun, als mit einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Thema. Da erklärt, warum SWR hier so selektiv aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt Negativbeispiele pickt.

    4. holgi Beitragsautor

      Warum musst Du eine Verschwörungstheorie benutzen, um fragwürdige Berichterstattung zu kritisieren?

    5. earli

      Naja, wenn man selbst aus der Landwirtschaft kommt, und viele Bauern kennt, dann gerät man schon in Rage. Was da teilweise für ein Blödsinn kommt, ist kaum noch zu erklären. Man fühlt sich regelrecht nur noch verleumdet.

      Beispiel:
      Ein Handelsblatt-Autor schreibt: “Anlagen mit 90.000 Schweinen, 800.000 Legehennen und 500.000 Masthähnchen sind längst keine Seltenheit mehr.”

      http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/lebensmittel-produktion-unfassbare-zustaende-in-den-mast-anlagen/6629862-5.html

      800.000 Legehennen in einer Anlage, das ist sowas von blödsinnig. Ganz Hessen hat 675.648 Hennen, Rheinland-Pfalz hat 596.492. Und 800.000 “in einer Anlage” sollen “keine Seltenheit” sein?

      https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Wirtschaftsbereiche/LandForstwirtschaft/TierischeErzeugung/Tabellen/BetriebeHaltungsplaetzenFormenLaendern.html?nn=50908

      Der Autor kann sich hier wirklich nicht herausreden. So einen Fehler kann man nicht machen, wenn man sich mit dem Thema beschäftigt. Das ist reine Propaganda, jenseits jeder Realität.

      Das Problem ist, dass sich keiner in dem Fach auskennt, und daher diese Märchen einen Großteil der Bevölkerung grob irreführen.

    6. Schrom

      Hallo, ich würde noch gern anmerken, dass ALLE Menschen voreingenommen an ein Thema rangehen. Erst neulich habe ich irgendwo gelesen, dass häufig ein- und derselbe Artikel je nach Parteizugehörigkeit als Kritik bzw. Lob der eigenen Partei interpretiert wird. Insofern ist die Filterbubble eigentlich auch schon ein Hardware-Problem des Menschen, das erst mit dem Internet so richtig ins Bewusstsein rückte.
      Wenn ich entsprechende Quellen finde, werde ich die hier auch nochmal posten.

    7. holgi Beitragsautor

      Recht hast Du. Die Psychologie hat das auch schon zigmal beschrieben. Zwischen Voreingenommenheit und “fertige Geschichte im Kopf” ist aber immer noch ein Unterschied. Die Voreingenommenheit lässt sich durch Erkenntnis ausgleichen – die fertige Geschichte bekommst Du nur durch Dresche o.ä. weg 😉

  5. tp1024

    Die FAZ hat heute auch einen Neo-Malthusianistischen Artikel zum angeblich “ungebremsten” Bevölkerungswachstum gebracht – in der dem Autor nicht einmal aufgefallen ist, dass auf der im Artikel verwursteten Infographik alle Graphen zum Bevölkerungswachstum steil abfallen.

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    1. Stefan

      Hmm, was sagst du denn zum 2. Weltkrieg. Ist ja eigentlich das Standardbeispiel für einen Krieg mit guten Gründen, aus Sicht der Alliierten natürlich.

    2. NoUseForAName

      Mein Kommentar bezog sich auf die heutige Situation, da Holgis Aussage im Podcast sich auf die SPD bezog.

  6. SebSemmi

    Warum bei Sponsoren gleich mit großen Dingen wie mit Autos anfangen? Warum nicht nicht kleinere Sachen?

    Könntet euch z.B. von kleinen App Entwicklern sponsern lassen.

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  7. Michaela

    Ich habe, ähnlich wie du, bei Themen, bei denen ich mich sehr gut auskenne, die Erfahrung gemacht, daß Journalisten gerne das berichten, was in ihr Weltbild passt. Sie versuchen dadurch, die Zuschauer oder Leser zu beeinflussen und nicht, wie man es von “richtigen” Journalismus erwarten würde, möglichst objektiv zu berichten.

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  8. Okeo

    Wieder mal ein sehr schönes Gespräch! Danke.
    @Holgi: mir hat sehr gut gefallen, wie souverän Du über die Verbindungsprobleme von Toby hinweggegangen bist. Auf die “Skype ist doof, was mach ich nur”-Panik habe ich nämlich keine Lust mehr 😉

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  9. asdf

    Ich hab die Folge wegen dem Sendungstitel geladen und die ganze Zeit drauf gewartet, dass endlich was über den Papst kommt… und dann wirds kurz vor Ende mit einem Satz abgefrühstückt. Schaaaaaade.

    Achja, und die Technikprobleme, die in diversen Podcasts regelmäßig die ersten Minuten füllen, gehen mir mittlerweile auch dermaßen auf den Keks. Gefällt mir, wenn du sowas jetzt ignorierst bzw. rausschneidest.

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  10. cf

    Ich glaube, dass die meisten Leute euch nicht mehr flattern würden, wenn ihr mit Sponsoring anfangen würdet. Wenn ihr dann aber irgendwann mit dem Sponsoring wieder aufhören würdet, würden die Leute nicht unbedingt mit dem Flattern wieder anfangen. Dadurch wärt ihr doch wieder in einer zwangsweisen Abhängigkeit.
    Das ist mein Gefühl zu der Sache.

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    1. holgi Beitragsautor

      Das Gefühl teile ich. Ich habe auch nicht vor, mit Sponsoring oder Werbung anzufangen. Solange das Spendenniveau so bleibt (und ich noch meinen Dayjob dazu habe) oder sogar steigt, und solange ich aus meinem Wohnzimmer sende, wird das auch nicht nötig sein. Das sind eher so theoretische Überlegungen.

  11. Spider

    Beim Meldegesetz konnte sogar ich feststellen, dass der Bundestag nicht beschlussfähig war. Wäre ja mal interessant herauszufinden, welche anderen Beschlüsse des Bundestages auch nicht richtig beschlossen waren.

    Mit den Abgeordneten habe ich aber nicht so viel Mitleid wie Ihr, denn Sie können Ihre Arbeitsbelastung ja selbst aushandeln. Würden diese sich auf vier große Gesetzesänderungen in der Legislaturperiode einigen, so hätten auch alle Zeit sich damit zu beschäftigen.

    Und einen 1500 Seiten Haushaltsplan kann man schon in einem halben Jahr problemlos lesen und verstehen.

    Warum lasst Ihr Euch nicht von den Rundfunkgebühren sponsorn? Die formalen Kriterien (z.B. politische Bildung) erfüllt Ihr ja und meine Rundfunkgebühren würden dann auch einem sinnvollen Zweck zugeführt.

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  12. SamVimes

    “Dieser Podcast wird Ihnen präsentiert von: Der katholischen Kirche“
    Nur so als Alternative zur Automobilindustrie, …
    🙂

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  13. Urmulus

    Das war ja schon kein Wink mehr… jetzt hab sogar ich Lethargikerin einen flattr-Account (und natürlich direkt benutzt)

    Und wo ich beim Bedanken bin: Holgi, ohne deine Podcasts wäre es noch ätzender als es ohnehin schon ist, am Wochenende allein im Labor zu stehen und Lösungen zu pipettieren (ich hoffe, das kommt jetzt als das Lob raus, das es ist)

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  14. Jonas Kindler

    Das mit dem Sponsoring ist doch eigentlich nicht so ein Problem, wenn du nur Sponsoren zulässt hinter denen du selbst auch stehen kannst. Es wird immer Leute geben, die ein generelles Problem mit Werbung haben, aber wenn du es “zu einem Grundsatz” machst, dass du hinter all deinen Sponsoren (oder deren Produkten) auch persönlich stehen kannst, glaube ich das der Großteil deiner Hörer damit kein Problem haben wird. Dabei ist es glaube ich auch genau richtig wenn deine Meinung zum beworbenen Produkt/Unternehmen subjektiv ist. Subjektivität und persönliche Meinung ist es ja gerade, was Podcasts ausmacht und die Tatsache das deine Hörerschaft dir ein gewisses Vertrauen entgegen bringt macht sie gegenüber der Hörerschaft eines normalen Radio-Senders so wertvoll.

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  15. Thomas

    Zum Thema “werbefinzierte Podcasts” möchte ich erwähnen, dass ich den Ansatz der Wikipedia sehr sympathisch finde.
    Warum kannst Du nicht sagen, dass Dir dein Kram wichtig ist und dass Du das gerne besser finanziert sehen würdest, und daher an die Hörer appellierst. Natürlich mit dem Versprechen, dass deine Projekte ausschließlich hörerfinanziert bleiben und somit keiner Agenda einer – oder mehrerer – Firmen unterwürfig ist.
    Zudem schafft es eine Art Hörerbindung. Denn wie schon von dir beschrieben, glaube auch ich, dass die Menschen viel lieber kleine Projekte unterstützen, als ihr Geld einer Institution zu geben.
    Denn bei dir, als ‘Klein’-Künstler, hat man wenigstens noch das Gefühl, an der Gestaltung des Programms beteiligt zu sein.
    Zum Ende möchte ich noch etwas ranten: Wenn jeder Hörer, der dir Zeugs via Post sendet, das investierte Geld über Flattr oder PayPal an dich tragen würde, dann hätten wir mehr Unterhaltung in NSFW und du mehr Geld auf deinem Konto!
    Danke für’s Lesen!

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    1. Thomas

      Nachtrag: “Das folgende Programm wird präsentiert von [pause] DIR!” “Das folgende Programm wird unterstützt durch deine Spende!” Das wäre doch ein netter Slogen

    2. holgi Beitragsautor

      Vermutlich hast du Recht. Am liebsten wäre mir ja auch eine dauerhafte communitybasierte Finanzierung meines aufwendigen Lebensstils inklusive Cabrio und regelmäßigen Ausflügen an die Riviera 😉

      Nee, mal im Ernst: Ich denke da momentan sowieso ausschließlich theoretisch drüber nach, denn ich habe keine finanzielle Not. Meine beiden “richtigen” Jobs – Radiomoderator und Teletext-Redakteur – werfen genug ab, so dass die Spendeneinnahmen mir komfortabel Technikinvestitionen ermöglichen und noch ein sehr ordentliches Zubrot übrig bleibt, das ich gerade für diverse Aus- und Fortbildungen auf den Kopf haue (in der Hoffnung, mich so in die Lage zu versetzen, auch weiterhin auf ähnliche Weise zu existieren wie heute auch schon).
      Warum ich immer wieder über Finanzierung nachdenke, ist der eher unangenehme Umstand, dass ich für den Moderatorenjob nur gerade mal sechs Wochen Planungssicherheit habe, dieser aber für weit mehr als die Hälfte meines Einkommens bei vergleichsweise hohen Fixkosten (Hypothek/Wohnung als Rentenversicherung) sorgt, so dass das Wegbrechen dieses einzelnen Jobs sofort ein sehr großes Loch reissen würde. Und ich wollte ja mal Beamter werden – für solche Leute ist Planungssicherheit ja ein Wert an sich 😀

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