WR336 Reichlich Klima

 

wrint_wissenschaft_200Florian war im Auftrag des Klimas unterwegs und erzählt von soziologischer Klimaforschung, befristeten Arbeitsverträgen, der Lüneburger Heide, Milankovic-Zyklen, Eisschollenforschung, einem MRT für Fische, Messstationen in der Tiefsee, Eisbohrkernen, der kalten Sonne von Vahrenholt, CLOUDs am CERN und von einem holographisches Multiversum. Außerdem: Wandernde Steine, Gefahrabschätzung im Auto, Protonentherapie in Dresden, Kalorienverbrauch, das Anthropozän, Spaß mit wenig Alkohol, Marschieren, Kriminalität und Lebenszufriedenheit, Tropenkrankheiten, WG-Mikroben und psychopatische Psychopathen.

Ohne Florian ginge es nicht. Hier sein Spendenhut.

27 Gedanken zu „WR336 Reichlich Klima

    1. Dr. ISO

      Wie sagt Holgi immer?
      Wenn’s in den Nachrichten ist, ist’s nicht die Normalität…

      insofern ist’s nicht bedenklich 😉

      zum Thema Forschungsanträge/Forschungsbetrieb:
      ich war da selbst lang genug drin, und habe nach der Diss den Absprung in die Wirtschaft gemacht. Das mit den Karrieremöglichkeiten kann ich also genau so unterschreiben. Das Problem ist, ich kenne keine bessere Lösung.
      Der Vergleich mit den USA hinkt verdammt schlimm, denn Tenior-Track ist auch nicht die eierlegende Wollmilchsau. Mein ehemaliger Chef hängt da gerade voll drin und muss richtig Paper pumpen um die Tenior-Anforderungen zu schaffen. Darüber hinaus bezahlt ihm seine Uni nur 70% seines Gehalts, weil er in den Semesterferien ja keine Vorlesungen hält. D.h. den Rest muss er sich selbst aus seinen Drittmitteln finanzieren.
      Das doch auch pervers oder?
      Darüber hinaus sind die Bewilligungsraten von NIH und anderen massivst runtergegangen seit 2008/2009. Insofern haben wir’s hier in Deutschland noch verdammt gut. Es ist halt immer die Frage mit wem man sich vergleicht 😉
      Aber ich habe auch wirklich keine bessere Lösung. Mehr Geld und mehr Sicherheiten für die Wissenschaftler kann auch nach hinten losgehen, denn dadurch produzierst du dann auch wieder Madentum.

  1. Florian Freistetter

    @DrISO: “Darüber hinaus sind die Bewilligungsraten von NIH und anderen massivst runtergegangen seit 2008/2009. Insofern haben wir’s hier in Deutschland noch verdammt gut.”

    Weit runter denn? Oder sind die in D hoch gegangen? Vor ein paar Jahren war die Bewilligungsrate bei der DFG noch bei ca. 30 Prozent.

    Dass man für die Tenure ordentlich arbeiten muss und sich auch in den USA im akademischen Betrieb aufreiben kann und oft ausgebeutet wird, ist klar (hab ich auch mal drüber gebloggt: http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/10/11/junge-wissenschaftler-brauchen-doch-eh-kein-privatleben/). Aber zumindest ist das VORHER klar, was man machen muss, um am Ende die Dauerstelle zu kriegen. In Deutschland gibts einfach keine Dauerstellen – das ist ja das perverse. Da wird erwartet, dass man irgendwie bis Mitte 40 durchhält, bevor man alt genug für ne Professur ist. In Wien an der Sternwarte war es zB üblich, Zeiten der Arbeitslosigkeit in die Finanzierung mit einzuplanen. So nach dem Motto: “Von dem neuen Projekt kriegst du jetzt mal ein Jahr ein Gehalt, dann reichts bei dir für den Anspruch auf ein Jahr Arbeitslose; und danach kriegst du wieder Geld von nem anderen Projekt”.

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    1. Dr. ISO

      Moin moin,
      also 2011/12 war die Bewilligungsrate in unserem Bereich vom NIH bei amerikanischen Kollegen bei 3% (nein, ich hab keine 0 vergessen!!)…10% waren davor schon Standard.
      Das wurde/ist zwar besser geworden, weil Obama Geld reingepumpt hat. Das war aber ne Befristete Aktion, d.h. die Gelder sind schon wieder weg, und es braucht halt 2 Jahre bis man das merkt, weil das Geld ja erst später auch wirklich ausgegeben wird…

      zu Tenior:
      prinzipiell hast Du natürlich recht. Man hat eine gewisse Planungssicherheit. Andererseits bist du aufgrund des Libertarismus abhängig von wirtschaftseffekten auf die du als Wissenschaftler keinen Einfluss hast, und schaust nach 5 Jahren, wenn die Uni das erste mal prüft was du geleistet hast, in die Röhre, weil Du halt Pech hattest und keine Gelder bekommen hast…
      Insofern haben wir in Deutschland schon noch mehr Puffer, was eindeutig was Gutes ist.

      Das nächste ist, dass Tenior nicht gleich Tenior ist. Wenn Du an einer State University bist, hast Du es sicherlich einfacher, aber hast halt immer das Stigma “nur” an einer State Uni zu sein, und nicht an einer “richtigen” Uni wie Stanford oder Harvard. Diese Elite-Unis nutzen das auch gnadenlos aus! Teniors an diesen Elite-Unis arbeiten mehr und verdienen weniger als andere Kollegen – is so. Das hat den Effekt, dass du nur wirtschaftskonforme Forschung machst, bzw. sexy Forschung, die auf jeden Fall ne Publikation in einem hoch-impact Journal erlaubt. Grundlagenforschung wird dadurch immer schwächer bzw. sehr punktuell umgesetzt, und über die Publikations-Maschinerie brauchen wir uns an dieser Stelle nicht mehr unterhalten, das hast Du ja schon ausführlichst dargelegt…

      Der Punkt ist glaub ich: das deutsche System wäre gar nicht so schlecht, wenn es nicht versuchen würde amerikanisch zu werden….

  2. Robert

    Das dem Desaster mit befristeten Stellen und dem nahezu unendlichen Resourcenverbrauch beim Antragschreiben zugrundeliegende Problem ist doch, dass es wahnsinnig schwer ist, die Qualität von Wissenschaft objektiv oder objektivierbar zu beurteilen. Grade wenn man sich Innovation als höchstes Ziel auf die Fahnen geschrieben hat, muss man sich eben sehr vor einem “einfach weiter so” hüten. Eine grosse Gefahr sind da zum Beispiel wissenschaftliche Cliquen, die sich wissenschaftlich überlebt haben (wenn sie denn jemals wirklich produktiv waren), die sich aber trotzdem noch lange zu perpetuieren wissen, indem sie ihre eigenen Schüler mit Posten zu versehen wissen. Dem wirkt man eben entgegen, indem man die Leute zwingt, lange genug den Stallgeruch abzuschütteln, bevor man sie sich dauerhaft ans Bein bindet, mit den bekannten Kollateralschaeden.

    Meine Sicht auf dieses System ist inzwischen recht zynisch, aber ich habe auch gut reden, ist mir doch das nahezu unmögliche gelungen, eine Dauerstelle im akademischen Mittelbau zu ergattern.

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  3. Kostja

    Hallo,

    ich hab vor Kurzem die letzte Pressekonferenz des Wissenschaftsrates (vom 14.7.) mitgeschnitten. Tenior-Tracks waren ein Thema und sollen wohl parallel zu den “klassischen” Junior-Professuren etabliert werden.

    Vielen Dank für die spannende Episode!

    Kostja

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    1. Christoph

      Hi,

      passiert ja auch schon längst. Ich weiss es zumindest von der RWTH Aachen und dem KIT, dass viele Juniorprofessuren nach amerikanischen Modell ausgeschrieben werden, d.h. mit Anschluss W2/W3. In Aachen wurden auf diese Weise inzwischen etliche Juniorprofessoren der Runde 1 der Exzellenzinitiative entsprechend besetzt (z.B. Renato Negra, Anke Schmeink…). Teilweise auch abseits der Exzellensinitiave (Physik: Thomas Taubner, Mathematik: Martin Grepl, Julia Hartmann…).

      Was man auch gerne vergisst: Sie sind zwar weniger geworden, aber es gibt ja auch noch die A-Stellen mit Tenure. So hat zum Beispiel so gut wieder jeder Maschinenbau-Lehrstuhl in Aachen min. einen Oberingenieur, der ebenfalls Tenure hat.

      Auch trügt der Blick in die USAimmer etwas, weil man dazu neigt dort nur an die Top-Hochschulen zu schauen.

  4. Sebastian

    Ich war ein wenig über die These überrascht das man genauso viel Energie aufwenden müsste um eine Strecke zu gehen oder zu laufen. Müsste es dann nicht auch so sein das, egal wie schnell ich fahre, ein Auto immer gleich viel Sprit für dieselbe Strecke verbraucht?

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  5. shibola

    Hallo, schöne Folge. Aber: Die Audioqualität ist mMn in letzter Zeit immer schlechter geworden und in dieser Folge so schlecht, dass ich echt mal einen Kommentar schreiben muss. Kann man (so wie ich das raushöre auf Florians Seite?) da vielleicht noch was machen? Das ist zT. mit Kopfhörern echt unangenehm zu hören -deutliche Tippgeräusche, Atemgeräusche, …- und auf normalen Boxen zu knacksig.

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  6. Marc

    Wieder mal eine schöne Folge.
    Ich hätte gerne noch den Link zur Studie mit den Primaten und dem Essen bzw. der Abhängigkeit von Erziehenden und Hilfsbereitschaft. Danke.

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  7. von wegen

    … erdgeschichtlich wird von “uns” übrigbleiben
    (in den Sedimenten der Weltmeere)
    plastik / plastikanreicherungen
    … somit leben wir im plastzeitalter 🙂

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  8. Els

    Ich würde mich auch total über einen link oder weitere Infos zu dem Primaten – Essen – Hilfsbereitschaft- Experiment freuen! Vielen Dank für die tollen wrint-Sendungen!

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    1. Katrin

      Hallo Florian, Hallo Holgi!

      Zu den “WG-Mikroben” gibt es noch den interessanten Aspekt des Einsammelns, bzw. Verteilens von Krankenhauskeimen (ab ca. 10m45s in diesem Interview). Hysterie über Antibiotikaresistenzen hier einfügen ;->

      @Els: Direkt nach dem Segment wird die Hilfsbereitschaft der Primaten besprochen. Leider sind die Show-Notes beim Science Podcast sehr mager. Probier’ mal diese Google Scholar Suche. Ich vermute, es handelt sich um dieses Paper.

      Viele Grüße allerseits 🙂

  9. Martin

    Zum Thema Kriminalität & Lebensqualität:
    Ich vermute mal, dass es (zumindest teilweise) darin liegt, dass der Mensch dazu neigt, seltene aber spektakuläre Gefahren zu überschätzen, während er alltägliche Gefahren unterschätzt. Gefühlte und tatsächliche Risiken stimmen selten überein – man hat mehr Angst vor Terroismus als vor Verkehrsunfällen. (Bruce Schneier weisst immer wieder auf diesen Effekt hin.) Genau so wird ein einzelnes spektakuläres Gewaltverbrechen mehr Angst und Verunsicherung erzeugen (und somit die Lebensqualität senken) als eine große Anzahl von weniger dramatischen Verbrechen.

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  10. Thomas Osipowicz

    Liebe Herren Freistetter und Klein,
    oft und gern hoere ich die Wissenschaft podcasts, vielen Dank.
    Ich bin auch durchaus der Meinung, dass das Klima durch unsere Aktivitaeten beeinflusst wird,
    dass die Sonne heiss ist, dass Homeopathie nonsense ist etc pp. Allerdings muss man schon aufpassen: auch wenn noch so viele Halbirre an Unsinn glauben folgt daraus nicht dass wir Aufgeklaerten also im Besitz der Wahrheit sind. Von daher fand ich das folgende statement (nahe 1:32):

    “… das ist keine Hypothese, dass wissen wir, so gut wie irgendwas belegt ist, in der Wissenschaft …”

    doch ein wenig uebertrieben. Gut, die pyrrhonische Skepsis ist nicht mehr so recht gelitten, aber selbst die Herren Popper und Kuhn haetten da wohl freundlich laechelnd die Koepfe geschuettelt. Es gibt halt keine empirischen duktionsbeweise, wir haben nur Hypothesen. Ich denke, man soll sich da nichts vormachen.

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