WR575 Die chinesische Kulturrevolution

 

wrint_geschichtsunterricht_120Mao Tse-Tung hat 1966 die Kulturrevolution ausgerufen und innerhalb von zehn Jahren die Politik, Kultur, öffentliche Meinung, Schulen und Universitäten – also im Grunde das ganze Land – komplett umgekrempelt. Matthias von Hellfeld erzählt.

Die hierzu passende Ausgabe von DRadio Wissen „Eine Stunde History“ ist vom 24.7.2016.

6 Gedanken zu „WR575 Die chinesische Kulturrevolution

  1. name

    Könntet ihr in der nächsten folge ggf mal über das Bernsteinzimmer sprechen?
    Das kommt in der DRadio Sendung immer zu kurz!!

    Grüße

    Antworten
  2. minto

    Könntet ihr in der nächsten Folge ggf mal über das Bernsteinzimmer sprechen?
    Das kommt in der DRadio Sendung immer zu kurz!!

    Grüße

    ps. Der andere Post war abgerutscht mit falschem Namen

    Antworten
  3. Wolfgang

    Hallo Holgi, hallo Matthias,

    als Sinologe habe ich mich einigermaßen ausführlich mit der Kulturrevolution beschäftigt. Und wie immer, wenn man einen Radiobeitrag zu einem Thema hört, von dem man Ahnung hat, komme ich nicht drum ein paar Dinge zu ergänzen. (You know what I’m talkng about)

    Zur Vorgeschichte:
    Um Chna zu verstehen, muss man wissen, dass das chinesische Kaiserreich seit 221 v. Chr. prktisch unverändert Bestand hatte. Vor allem im Bewusstsein der Bevölkerung gab es keine nennenswerten revolutionären Umbrüche und keine ernstzunehmende Bedrohung von außen. Die wenigen Fälle, in denen doch mal eine Macht von außen China eroberte (zu letzt die Manchu) endeten immer damit, dass die Sieger die bestehenden Strukturen übernahmen und sich selbst anpassten (im Falle der Manchu entstand z.B. Die Qing-Dynastie), das eigentliche Prinzip des Staates änderte sich aber nicht.
    Erst 1904 kam es zur ersten nennenswerten politischen Revolution und der Ausrufung der ersten chin. Republik. Dies und die beiden Weltkriege führten zu 40 Jahren Krieg an dessen Ende Mao und die Ausrufung der Volksrepublik standen. Damit ist auch der Grundstein gelegt Mao als unumstößlichen Befreier und Volksheld zu sehen. Er hat, so wollte es die Propaganda, 40 Jahre Krieg und Unruhe im Alleingang beendet.
    Das erklärt auch, warum man ihm den “Fehlversuch” des “großen Sprung nach vorne” so leicht verziehem hat. Außerdem muss man verstehen, dass in der zu 90% ungebildeten Bevölkerung der Zusammenhang zwischen dem Großen Sprung und den darauf folgenden Hungersnöten sicherlich nicht wahrgenommen wurde. Deshalb gab es auch kein Aufbegehren gegen Mao an dieser Stelle. Stark vereinfacht: der Chinese war es in der ersten Hälfte des 20. Jhd. gewohnt, dass es Hungersnöte gab und über das Ausmaß wusste er nichts. Die Erkenntnis, dass die Millionen Tote direkt auf Maos Konto gehen ist eine recht neue und vor allem westliche Sicht der Dinge.

    Zum Begriff Kulturrevolution
    Da muss ich Matthias widersprechen. Der Begriff der Kulturrevolution war nicht nur Geschwätz. Zumindest aus damaliger Perspektive. Mao war Revolutionär und die am Anfang eurer Sendung erwähnt, propagierte er eine neue, bessere Weltordnung. Nachdem man im Bürgerkrieg und danach das Land politisch und militärisch revolutioniert hat, sollte die Kulturrevolution nun mit den noch verbliebenen Kulturellen Übeln der alten Gesellschaft aufräumen. Dabei ging es um die in der Senundung erwähnten alten Zöpfe.
    Natürlich ist das viel Propaganda gewesen, denn Mao hatte ganz klar die Hidden-Agenda mit der Kulturrevolution seine eigene Macht im Staat und der Parteinzu sichern. Dennoch ist dieser ideologische Überbau wichtig um zu verstehen, warum die Bevölkerung mitgemacht hat. Wenn der Mann, der das Land aus 40 Jahren Unruhe befreit hat sagt, man müsse noch einen letzten Schritt gehen um die Revolution perfekt zu machen, dann fällt es gar nicht so schwer ja zu sagen.
    Dabei hat Mao auch der Bruch mit den Sowjets geholfen, von denen er sich mit der Kulturrevolution auch ideologisch abnabelte.
    Die Idee der konsequenten weiterführung der Revolution auch ins kulturelle hat Mao auch viele Anhänger unter den 68ern in Deutschland beschert.

    Zur guter Letzt: die Nummer mit den Rotgardisten ist ein schönes Beispiel für: “die Geister, die ich rief.” Das ist, vereinfacht gesagt, übers Ziel hinaus geschossen.

    Zu deiner Frage, ob die Kulturrevolution China zurückgeworfen habe: Vielleicht gar nicht so sehr wie man meinen könnte. Das wirtschaftliche Niveau und die allgemeine Bildung der Bevölkerung waren davor schon so gering, dass es auf diesen gebieten kaum niedriger ging. Viel schwerer wiegt da schon die Zerstörung von Kulturschätzen in ganz China.

    Antworten
    1. Matthias von Hellfeld

      Gut einen Experten zu haben. Ich hoffe in der DRadio Wissen – Version hat der befragte Sinologe sich besser aus der Affäre gezogen. Danke für den Text!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert